Hautpilz: Informationen und Hautpilz-Ärzte

27.07.2022
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Hautpilz (Dermatomykose) ist die übergeordnete Bezeichnung für Pilzinfektionen, die die Haut von Menschen und Tieren betreffen. Hautpilz sollte schnellstmöglich behandelt werden, bevor sich die Pilzinfektion festsetzt. Unbehandelt kann eine spätere Therapie unangenehm und langwierig werden.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Hautpilz-Ärzte.

ICD-Codes für diese Krankheit: B35, B36

Artikelübersicht

Definition: Was ist Hautpilz?

Hautpilze verursachen Infektionen an Haut, Haaren und Nägeln. Sie ziehen ihre Nahrung aus Keratin. Das ist ein Hauptbestandteil von verhornter Haut, Haaren und Nägeln. Die Entzündung entsteht als Abwehrreaktion des Immunsystems auf den fremden Organismus. 

Hauptpilze sind nicht fähig dazu, tiefer in einen immun-aktiven Wirt einzudringen. Daher beschränkt sich die Dermatomykose meistens auf den nicht lebenden Teil der äußeren Hautschicht (Epidermis).

Die Reaktion des Wirts auf den fremden Organismus kann von mild bis zu ernst variieren. Der Verlauf der Entzündung ist individuell abhängig 

  • vom spezifischen Hautpilz und
  • der Reaktion des Immunsystems bzw.
  • dem Erfolg der medizinischen Therapie.

Einige der durch Hautpilz hervorgerufenen Entzündungen sind auch bekannt als Ringwurm oder Tinea.

Jeder dritte Deutsche hat hin und wieder mit einem Hautpilz zu kämpfen. Fußpilz ist dabei mit Abstand am weitesten verbreitet und zählt damit auch zur häufigsten Hautkrankheit. Fußpilz wird von Mensch zu Mensch oder von einem Tier übertragen.

Das Risiko einer Dermatomykose steigt mit mangelnden hygienischen Bedingungen.

Begriffsklärung: Dermatomykose und Dermatophytose

Dermatophyten sind verschiedene Arten von Fadenpilzen. Sie rufen im Allgemeinen nur Infektionen der Haut hervor. Diese Hautinfektionen werden dann Dermatophytosen (oder allgemeiner: Dermatomykosen) genannt.

Der Wortteil „Dermato-“ deutet auf „Dermis“, die Haut, hin. Dieser Wortstamm findet sich auch in der Fachbezeichnung für Hautärzte (Dermatologen). Die Nachsilbe „-phyte“ kann in der Wissenschaft auch für Pflanzen stehen. In der Mikrobiologie wird sie aber meist für Dermatophyten-Arten verwendet.

Eine Mykose ist derweil immer eine parasitäre Pilzinfektion von lebendem Gewebe. Je nach Lokalisierung der Pilzerkrankung spricht man von

Ursächliche Erreger von Hautpilz

Ursächliche Erreger von Hautpilzinfektionen sind meistens Dermatophyten. Die Pilze befallen fast ausschließlich verhornte Körperstellen wie Haut, Nägel oder Haare.

Die Mikrobiologie unterscheidet drei relevante Gattungen von Dermatopyhten:

  • Trichophyton,
  • Microsporum und
  • Epidermophyton.

Eine weitere Einteilung in

  • geophile,
  • zoophile und
  • anthropophile Dermatophyten

berücksichtigt unter anderem

  • das Habitat,
  • das Erregerreservoir und
  • die verschiedenen Infektionsketten.

Geophile Dermatophyten leben in der Erde. Zur Kontamination kommt es zum Beispiel bei Gartenarbeit, was jedoch nicht unweigerlich zur Infektion führt. Erst lokale prädestinierende Faktoren wie z.B.

  • Durchblutungsstörungen („kalte Füße“),
  • mechanische Belastung durch zu enges Schuhwerk oder
  • Feuchtigkeit (Schwitzen)

erleichtern dem allgegenwärtigen Erreger das Angehen einer Infektion.

Zoophile Dermatophyten leben vor allem auf dem Fell von Tieren. Sie werden bei Kontakt übertragen (z. B. Kind schmust mit Meerschweinchen). Ein Beispiel in ländlichen Regionen ist Trichophyton verrucosum, der die „Rinderflechte“ bei Tieren verursacht. Unter guten Bedingungen kann der Pilz auch auf den Menschen übertragen werden. Zoophile Dermatophyten rufen beim Menschen auch schwerere Entzündungen hervor.

Antropophile Dermatophyten sind an den Menschen angepasst. Sie können von Mensch zu Mensch, direkt oder über tote Gegenstände, übertragen werden. Sie sind sehr infektiös, haben aber eher geringe Infektionsfolgen. Die beiden „Hauptverdächtigen“ aus diesem Bereich sind

  • Trichophyton rubrum (befällt vor allem die Haut) und
  • Trichophyton mentagrophytes (befällt vor allem Haare).

Bis zu 90 Prozent aller Hautpilzinfektionen überhaupt werden von diesen beiden Erregern verursacht.

Risikofaktoren und Infektionswege bei Dermatophyten

Dermatophyten fühlen sich überall dort wohl, wo es feucht, warm und dunkel ist. Daher befallen sie sehr gern

  • die Füße, insbesondere die Zehenzwischenräume und
  • Hautfalten, also unter der weiblichen Brust, in der Achselhöhle oder in der Leiste.

So ist der „Athletenfuß“ eine sehr häufige Erkrankung. Sportler mit schweißigen Füßen in warmen, engen Schuhen bieten ideale Wachstumsbedingungen für Dermatophyten.

Dazu kommt, dass Sportler häufig Gemeinschaftsduschen nutzen und sich in Umkleidekabinen aufhalten. Der Erreger überträgt sich dabei entweder

  • direkt von Haut zu Haut oder
  • über den Boden von Turnhallen, Duschen, Saunen usw.

Der Fadenpilz Trichophyton tonsurans ist hierzulande wohl aus den USA eingewandert. Er wird oft bei Turnern und Ringern gefunden – man nennt ihn auch den „Sportmattenpilz“.

Ansonsten gibt es prädestinierende Faktoren für jegliche Hautpilzinfektion:

  • Diabetes mellitus schwächt die Abwehrkräfte und macht dadurch auch anfällig für Hautpilzinfektionen.
  • Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK, „Schaufensterkrankheit“) führt zu Durchblutungsstörungen in Händen und Füßen. Dadurch können sich Erreger besser festsetzen.

Immer häufiger wird Microsporum canis übertragen. Erregerreservoir sind hier vor allem Katzen. Meist sind kleine Kinder betroffen. Der Pilz nutzt bei ihnen das noch nicht voll funktionsfähige Immunsystem aus. Er befällt bevorzugt die Haare (Tinea capitis).

Formen von Hautpilz

Die gesunde Haut kann in der Regel feindliche Organismen vor dem Eindringen abhalten. Die oberste Hautschicht besteht aus flachen, toten Zellen. Diese toten Zellen formen eine Schutzschicht über den anderen Hautschichten.

Oberhalb dieser Schicht verfügt die Haut über einen Säuremantel, der aus Hautöl und Transpiration gebildet wird. Dieser Säuremantel bietet eine sehr feindliche Umgebung für viele Bakterien, Viren und Pilze. Wenn der Säuremantel oder die Hautschicht durchlässig wird, wird die Haut anfällig für Eindringlinge.

Die häufigsten Hautpilz-Infektionen sind:

Ringelflechte (Tinea corporis)

Ringelflechte, Ringwurm oder Tinea corporis sind Hautpilzinfektionen, die sich auf

  • Beinen,
  • Armen,
  • Oberkörper oder
  • Gesicht

befinden. Sie rufen juckende, ringförmige Ausschläge hervor.

Hautpilz, hier Tinea corporis
Ausgeprägte Tinea corporis rund um die Achselhöhle © RandomizeTH | AdobeStock

Fußpilz (Tinea pedis)

Tinea pedis ist ine spezifische Art des Hautpilzes am Fuß. Diese Form der Infektion befällt mehr Männer als Frauen. Meist beginnt die Infektion zwischen den Zehen. Dort staut sich besonders viel Feuchtigkeit, daher ist die Gegend besonders anfällig für Infektionen.

Anschließend kann sich der Hautpilz über die Fußsohle ausbreiten.

Tinea cruris

Tinea cruris befällt ebenfalls den Fuß. Die Erreger gelangen über kontaminierten Boden durch eine Verletzung der Hautschicht in den Organismus.

Tinea capitis

Bei Tinea capitis handelt es sich um eine spezielle Form des Hautpilzes. Er befällt die Haarwurzeln und macht sich in Form von schwarzen Punkten auf der Kopfhaut bemerkbar.

Symptome einer Dermatomykose

Pilzinfektionen fallen in der Regeldurch starkes Jucken auf. Auch

  • Rötung,
  • Hautablösung,
  • Risse oder
  • ringförmiger Ausschlag

können auftreten. Falls der Hautpilz die Kopfhaut oder den Bart betrifft, kann es zu Haarausfall kommen.

Infizierte Nägel werden dick, verfärben sich und können sich auch verformen. Sehr ernsthafte Infektionen können zu Abszessen oder Zellulitis führen.

Diagnose einer Hautpilzinfektion

Zu Beginn der Diagnose findet ein Anamnesegespräch statt. Der Arzt erfragt dabei

  • die Körperstelle des Befalls,
  • den Wohnort,
  • vergangene Reiseziele oder
  • Kontakt mit Tieren.

Auch der ethnische Hintergrund kann eine Rolle spielen.

Hyphen-Pilze lassen sich oft direkt erkennen, da sie eine fadenförmige Struktur in der obersten Hautschicht hinterlassen.

Trichophyton ist der verursachende Pilz für Tinea capitis. Er lässt sich an kleinen dunklen Verkrustungen an den Haarwurzeln erkennen.

Für eine vollständige Identifikation des Hautpilzes ist die Beobachtung einer Probe auf einem Trägermedium nötig. Der Pilzwuchs setzt nach 5 bis 14 Tagen ein. Eine Laboruntersuchung dieses Mediums ist die genauste Form der Identifikation des Hautpilzes.

Für die am häufigsten vorkommenden Hautpilze wurde ein spezieller Schnelltest entwickelt. Mit diesem wird die infizierte Hautstelle abgerieben. Im Test ist ein bakterielles Trägermedium integriert. Bei gleichbleibender Raumtemperatur entwickelt sich der Hautpilz im Test und verfärbt sich dementsprechend. So ist eine weitere Analyse unter dem Mikroskop nicht nötig.

Behandlung von Hautpilz

Das oberste Ziel der Behandlung einer Dermatomykose ist die Eliminierung des Pilzes aus den betroffenen Bereichen. Die Infektionen werden abhängig von ihrem Auftreten behandelt.

Ob die Therapie systemisch oder örtlich durchgeführt wird, ist ebenfalls vom Hautpilz abhängig.

Die ersten Maßnahmen bestehen in einer Aufklärung des Patienten über Hautpilz. Hierzu gehören

  • das Austauschen der Fußbekleidung,
  • das Verwenden von Pudern, um die Füße trocken zu halten,
  • das Vermeiden des Barfußlaufens an öffentlichen Orten und
  • der Hinweis, dass Kleidung, Handtücher, Kämme und andere körpernahe Gebrauchsgegenstände nicht mit anderen geteilt werden sollten.

Behandlung von Tinea capitis

Die systematische Anwendung von Antimykotika ist die Hauptstütze bei der Behandlung von Pilzbefall. Die Dauer der Behandlung ist abhängig von der Auswahl des Mittels und kann zwischen 2 bis 8 Wochen liegen. Sicherheitsaspekte, Kosten und Effizienz sind hier abhängig von der Auswahl des Medikaments.

Griseofulvin ist das älteste orale Mittel. Neuere Mittel sind Terbinafin und Itraconazol. Alle drei sind sehr effektive, erstklassige Medikamente, vor allem für den Einsatz über kürzere Zeitperioden.

Analysen haben gezeigt, dass Terbinafin effektiver ist bei der Behandlung von Tinea capitis, die durch Trichophyton-Stämme hervorgerufen wurde. Der umgekehrte Fall gilt für Microsporum-Stämme.

Sowohl zu Ketoconazol als auch zu Fluconazol wurden bei Tinea capitis Studien durchgeführt. Beide Mittel haben sich als effektiv erwiesen. Somit sind sie gute Alternativen, wenn

  • der Patient eine Intoleranz gegen Griseofulvin, Terbinafin und Itraconazol besitzt oder
  • Kostenfaktoren eine Rolle spielen.

Ketoconazol und Fluconazol werden lediglich als Mittel zweiter Wahl verwendet. Sie haben ein höheres Risiko für Nebenwirkungen. Antifungale Shampoos lösen das Problem des Befalls in der Regel nicht. Doch sie sind eine gute Lösung, um die Weiterverbreitung des Pilzes zu stoppen.

Behandlung von Tinea faciale, Tinea corporis, Tinea cruris, oder Tinea pedis

Diese Arten von Hautpilzinfektionen sind in der Regel in der obersten Hautschicht zu finden. Sie reagieren deshalb auf eine lokale Behandlung. Forschungen konnten noch keine signifikanten Unterschiede in der Effizienz der verschiedenen lokal anwendbaren antifungalen Medikamente beweisen. Offenbar ist aber die Allylamin-Gruppe der Medikamente für die lokale Behandlung vorzuziehen.

Tinea Pedis (Fußpilz) ist meist schwierig zu eliminieren. Fußpilz kann sich schnell weiterbilden, wenn sich ein Infektionsreservoir

  • im Nagelbett oder
  • in der dicken Hautschicht des Fußbetts

festsetzt. Die regelmäßige Desinfektion der Schuhe oder sogar das Ersetzen des Schuhwerks ist evtl. notwendig. Wenn der Hautpilz auch die Fußsohlen befällt, hilft ein lokales antifungales Spray. Es ist über die gesamte Fläche des Fußes anzuwenden. Besonders die dicke Hautschicht der Fußsohle ist ein idealer Nährboden für die Pilze. Daher ist evtl. eine längerfristige Behandlung notwendig. Bei Menschen mit Immunschwäche ist das ein häufiges Problem.

Scheitert die Behandlung, liegt das häufig

  • an einer falschen Ausführung der Behandlung seitens des Patienten,
  • an einer Fehldiagnose oder
  • fehlendem Wissen über die Immunschwäche des Patienten.

Vorbeugung von Dermatomykosen

Körperhygiene

Hat sich der Hautpilz erst in der Haut festgesetzt, kann die Therapie langwierig und unangenehm sein.

Die wichtigsten Ursachen für eine Pilzinfektion sind mangelnde hygienische Bedingungen. Daher lässt sich dem Hautpilz effektiv vorbeugen.

Dazu gehört das sorgfältige Abtrocknen nach dem Waschen oder Baden. Achten Sie dabei besonders auf Körperhöhlen wie Achseln, Kniekehlen und Zehenzwischenräume. An diesen Stellen sammelt sich schnell Feuchtigkeit, somit werden sie die perfekten Brutstellen für Pilze.

Nutzen Sie dafür immer ein eigenes Handtuch, das Sie mit niemandem teilen.

Kleidung

Kleidung, die direkt am Körper getragen wird, sollte regelmäßig bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Höhere Temperaturen vernichten Hautpilze effizient.

Insbesondere Unterwäsche und Socken müssen jeden Tag gewechselt werden.

Problemzone Fuß

Orte wie Badeanstalten oder öffentliche Duschen sind ein Sammelbecken für Hautpilze. Tragen Sie unbedingt immer Badeschuhe und laufen Sie nicht barfuß. Das gilt auch für Gasthäuser oder Hotels. Gehen Sie dort besser nicht ohne Schuhe auf dem Fußboden.

Die Auswahl des Schuhwerks ist ein weiteres wichtiges Kriterium. Nutzen Sie bei der Anprobe Anprobiersocken. So schützen Sie sich gegen eventuelle Pilzerreger, die ein Vorgänger hinterlassen hat.

Neigen Sie zu feuchten Füßen? Dann wechseln Sie im Frühling so schnell wie möglich von festen Winterstiefeln zu leichteren Schuhen. Je länger die Füße in einer feuchten und stickigen Umgebung sind, desto schneller entwickelt sich ein Pilz. Eine gute Routine ist es, die Füße vor dem Schlafengehen gut zu reinigen und abzutrocknen.

Da die Ansteckungsgefahr bei Hautpilz sehr groß ist, sollte beim Kontakt mit infizierten Personen Vorsicht geboten werden. Die Desinfektion (mit Spray) der eigenen Kleidung nach dem Kontakt sollte aber ausreichend sein.

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