Windeldermatitis: Informationen & Windeldermatitis-Spezialisten

26.08.2022
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Bei einer Windeldermatitis, auch Windelausschlag genannt, handelt es sich um eine Entzündung der Haut. Sie äußert sich durch wunde Stellen im Windelbereich. Windeldermatitis betrifft vor allem Babys und Kleinkinder, die noch Windeln tragen. Durch eine leichte Hautreizung kann die Haut aufweichen und in der Folge kleinere Verletzungen nach sich ziehen. Außerdem ist dann eine Besiedlung mit Pilzen möglich. In diesem Fall spricht man von Windelsoor.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Windeldermatitis-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: L22

Artikelübersicht

Verbreitung der Windeldermatitis

Windeldermatitis ist unter Säuglingen und Kleinkindern weit verbreitet. Zwei Drittel aller gewickelten Kinder leiden mindestens einmal, meistens aber häufiger, an einer Windeldermatitis.

Voll gestillte Säuglinge sind allerdings weniger betroffen. Auch Menschen, die aufgrund von Stuhl- oder Harninkontinenz eine Schutzhose tragen müssen, können von einer Windeldermatitis betroffen sein.

Eine Windeldermatitis kann leicht, aber auch stärker ausgeprägt verlaufen.

Symptome der Windeldermatitis

Windelausschlag tritt im Windelbereich auf. Vor allem im Anal-, aber auch im Genitalbereich kommt es zu Hautreizungen. Stellen, die von der Windel bedeckt werden, sind am stärksten betroffen, darunter

  • das Gesäß,
  • die Leistenregion,
  • die Oberschenkel sowie
  • die äußeren Geschlechtsorgane.

In seltenen Fällen kann sich die Windeldermatitis auch bis auf den Rücken und den Unterbauch erstrecken. In tiefen Hautfalten ist die Windeldermatitis selten zu finden. Hier hat die Windel keinen direkten Kontakt zur Haut.

Die Windeldermatitis verursacht

  • eine unscharf begrenzte Rötung sowie
  • mögliche nässende Bläschen (so genannte Vesikeln) oder Blasen 
  • Schwellungen (Ödeme),
  • Schuppungen (Desquamation),
  • sekundäre Haut- oder Schleimhautveränderungen (Erosionen) oder
  • Schorfbildung (Exsudat.

Nicht alle diese Beschwerden müssen bei einer Windeldermatitis auftreten. Sie können aber alle auf diese Erkrankung hindeuten.

Die schmerzhaften Stellen an den betroffenen Hautregionen sind für die Säuglinge und Kinder sehr unangenehm. Sie sind daher oft schlecht gelaunt. Viele Kinder schreien vermehrt und reagieren auf Berührungen (z. B. beim Windelwechsel) an den betroffenen Hautstellen.

Ursachen für Windelausschlag

Für eine Windeldermatitis gibt es sehr vielfältige Ursachen.

Generell sind Wärmestauung und Feuchtigkeit, die in den modernen Windeln vorherrschen, verantwortlich. Vor allem die bei Säuglingen häufige Entleerung der Blase verursacht dann eine so genannte "feuchte Kammer". Dadurch wird die Haut gereizt.

Der Harnstoff im Urin spaltet sich aufgrund alkalischer Zersetzung zu Ammoniak. Dadurch steigt der pH-Wert, was mit einem ständigen Händewaschen mit Seife vergleichbar ist. Die Haut wird damit anfälliger für Bakterien.

Weitere Ursachen sind unter anderem

  • ein schlechter Gesundheitszustand des Kindes,
  • erblich bedingte Neigungen zu atopischen oder seborrhoischen Ekzemen sowie
  • Schuppenflechte.

Unter Umständen können Unverträglichkeiten eine Windeldermatitis auslösen. Infrage kommen etwa

  • Pflegecremes mit Duft- und Konservierungsstoffen,
  • Reinigungstücher oder
  • Waschmittel oder Weichspüler.

Selten, aber möglich, verursachen Unverträglichkeiten gegen eine bestimmte Windelsorte die Windeldermatitis. Beim Wechsel der Windelsorte verschwindet die Windeldermatitis.

Komplikationen bei einer Windeldermatitis

In Folge einer Windeldermatitis kann es zu einigen Komplikationen kommen.

Möglich ist etwa eine Sekundärinfektion mit Hefepilzen der Candida-Gruppe (z. B. Candida albicans). Diese Pilzerkrankung ist dann als Windelsoor bekannt. Der Pilz kann sich weiterhin auf den Darm ausbreiten. Eine solche Pilzinfektion verursacht meist weißlich-gelbliche Bläschen oder Knötchen.

Auch ein schuppiger Ausschlag (seborrhoische Dermatitis) kann als Folge von Windelausschlag auftreten. Selten, aber unter Umständen möglich, können die Symptome der Windeldermatitis auch an

  • Armen,
  • Beinen,
  • im Gesicht oder
  • am Kopf

auftreten.

In extremen Fällen kommt es zu einem großflächigen Befall der Haut. Behandelt man die Pilzinfektion mit Kortison, kann es außerdem zu einem Gewebeschwund der Haut kommen. Die Haut wird dann dünner und anfälliger für weitere Hautreizungen.

Diagnose einer Windeldermatitis

Im Rahmen der Diagnose bespricht der Arzt die Symptome mit den Eltern des betroffenen Kindes. Danach folgt eine Untersuchung der Beschwerden.

Besteht zudem der Verdacht auf eine Infektion mit Bakterien oder Hefepilzen, nimmt der Arzt in der Regel einen Abstrich. Die Gewebeprobe wird dann mikrobiologisch untersucht.

Zusätzlich muss der Arzt andere Krankheiten mit ähnlichen Beschwerden ausschließen. Dazu gehören z. B.

Kind mit Windel
Windeldermatitis entsteht durch verschiedene Faktoren im Bereich der Windel © Kristin Gründler | AdobeStock

Behandlung von Windelausschlag

Nach der Windeldermatits-Diagnose sollten Sie keine

  • Reinigungstücher,
  • Salben,
  • Cremes und
  • Seifen

mehr am Kind anwenden. Für die Reinigung eignen sich weiche, saubere Tücher aus Baumwolle sowie warmes Wasser.

Sind Salben unbedingt notwendig, dann sollten Sie auf Pasten zurückgreifen, die Feuchtigkeit absorbieren. Eine Möglichkeit wären z. B. weiche Zinkoxid-Pasten. Tragen Sie diese in einer dünnen Schicht auf die betroffenen Hautregionen auf. Die Pasten können zusätzlich mit Paraffinöl oder Lebertran hergestellt sein. Dadurch lassen sie sich leichter auftragen und schonen die gereizte Haut.

Möglicherweise hilft es, die Windelmarke zu wechseln oder auf Stoffwindeln umzusteigen.

Leidet das Kind zusätzlich an Windelsoor, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Dieser wird Ihnen eine spezielle Paste (Antimykotikum) gegen den Pilz verschreiben. In schweren Fällen ist auch eine Behandlung mit einem schwach wirksamen Hydrokortison denkbar.

Bei Verdacht auf eine Darmcandidose folgt eine Untersuchung des Stuhls auf Pilze. Der Darm wird dann entsprechend behandelt.

Bakterielle Infektionen werden in der Regel mit einem Antibiotikum behandelt.

Nutzen Sie sämtliche Textilien, die mit Pilzen oder Bakterien in Kontakt kommen können, nur einmal. Danach sollten Sie sie als Kochwäsche waschen. Das tötet die Erreger ab und verhindert eine Neuansteckung.

Die Behandlung von Pilzinfektionen oder bakteriellen Infektionen sollten Sie konsequent durchführen. Setzen Sie die Therapie auch einige Tage nach dem Verschwinden der Symptome fort. Ansonsten kann es schnell zu einer erneuten Windeldermatitis mit den möglichen Komplikationen kommen.

Verlauf einer Windeldermatitis

In der Regel heilt eine frühzeitig erkannte Windeldermatitis schon innerhalb weniger Tage wieder ab. Ist sie jedoch weiter fortgeschritten, kann sich ein Windelausschlag unter Umständen auch über mehrere Wochen hinziehen.

Wird die Windeldermatitis nicht oder nicht ausreichend behandelt, kann sie auch andere Körperstellen befallen.

Tritt die Windeldermatitis öfter auf oder helfen die vorbeugenden Maßnahmen nicht, dann sollte der allgemeine Gesundheitszustand des Kindes untersucht werden. Das Kind könnte an

  • Allergien,
  • einem schwachen Immunsystem oder
  • einer anderen ernstzunehmenden Erkrankung

leiden.

Naturheilkunde bei Windeldermatitis

Viele Eltern schwören auf eine naturheilkundliche Behandlung der Windeldermatitis. Das Mittel der Wahl ist hier Kamille. Weiterhin eignen sich auch

  • Bärlapp,
  • Ehrenpreis,
  • Eiche,
  • Ringelblume,
  • Thymian und
  • Salbei.

Diese Heilkräuter wirken heilend, meist auch pilztötend sowie austrocknend. Nur in schweren Fällen sollten Sie auf eine Creme wie z. B. Multilind (enthält pilztötendes Nystatin) zurückgreifen.

Prävention von Windelausschlag

Die wichtigste Maßnahme, um Windelausschlag vorzubeugen, ist das regelmäßige Wechseln der Windel. Wechseln Sie die Windeln am besten direkt nach dem Stuhlgang, spätestens jedoch nach drei bis vier Stunden.

Die Windel sollte locker sitzen, damit es nicht zu einem Wärmestau kommt.

Gehen Sie sparsam beim Waschen und mit Waschzusätzen um. Gerade in den ersten Lebensmonaten sollte die Haut nicht aufquellen.

Verzichten Sie auf Pflegeprodukte mit Duft- und Konservierungsstoffen, vor allem wenn das Kind zu Hautreizungen neigt.

Zur Beseitigung von Schmutz oder auch Salbenresten eignet sich ein sanftes Mandel- oder Olivenöl.

Reinigen Sie den Windelbereich sorgfältig. Trocknen Sie danach den gesamten Bereich sowie die Innenseiten der Oberschenkel und alle Hautfalten gründlich ab.

Als stillende Mutter sollten Sie saure und scharfe Speisen vermeiden. Auch später sollten Kinder, solange sie Windeln tragen, keine solchen Speisen bekommen.

Die beste Maßnahme zur Vermeidung einer Windeldermatitis ist der Verzicht auf eine Windel. Lassen Sie Ihr Baby bzw. Kleinkind möglichst oft und auch nicht zu kurz ohne Windel strampeln oder herumlaufen.

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