Leistenpilz: Informationen & Leistenpilz-Ärzte

19.07.2022
Leading Medicine Guide Redaktion
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Tinea inguinalis ist der medizinische Fachbegriff für eine Pilzinfektion der Haut in der Leistengegend. Betroffen ist meistens der Bereich zwischen Oberschenkelinnenseite und Unterbauch. Die Erkrankung wird daher auch als Leistenpilz bezeichnet. Der Pilzbefall kann sich bis in die Region der äußeren Geschlechtsorgane ausdehnen. Häufig machen sich dann in der Leistenregion Beschwerden wie Hautrötungen, Juckreiz und Brennen bemerkbar. Bei Patienten, die viel sitzen müssen, können Hautareale bis hin zum Gesäß betroffen sein.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Leistenpilz-Spezialisten und Zentren.

ICD-Codes für diese Krankheit: B35.6

Artikelübersicht

Was ist Leistenpilz?

Bei Leistenpilz, medizinisch Tinea inguinalis, handelt es sich um eine Pilzinfektion der Leistengegend. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Auslöser der Infektion sind Fadenpilze, die zur Familie der Dermatophyten gehören. Die Bezeichnung Dermatophyten kombiniert die altgriechischen Wörter für Haut (derma) und Pflanze (phyton). Dermatophyten leben auf der Haut.

In der Medizin bezeichnet der Begriff Tinea (lateinisch für Holzwurm, Motte) alle Dermatophytose-Erkrankungen:

  • Tinea pedis bezeichnet den Fußpilz,
  • Tinea manuum ist die Dermatophytose der Hand,
  • Tinea capitis die der behaarten Kopfhaut
  • Tinea inguinalis (lat. inguen für Leiste/Unterleib) ist der Leistenpilz.

Neben Dermatophytosen sind Kandidosen verbreitete Pilzinfektionen der Haut. Anders als Tinea gehen sie jedoch auf Hefepilze zurück.

Dermatophyten als Verursacher von Leistenpilz

Pilze bilden in der biologischen Einordnung neben vielzelligen Tieren und Pflanzen ein eigenes Reich. Sie sind Eukaryoten, also Lebewesen, deren Zellen anders als Bakterien einen Zellkern besitzen. Anhand der Eigenheiten ihres Stoffwechsels sind Pilze mit Tieren näher verwandt als mit Pflanzen.

Die Familie der Pilze umfasst die gesamte Bandbreite zwischen

  • mikroskopisch kleine Einzellern wie Hefen und
  • Vielzellern wie Schimmel- und Ständerpilze.

Pilze bilden ein Viertel der Biomasse der Erde. Die meisten Pilzarten bleiben jedoch eher unsichtbar. Große, in Wald und Wiese heimische Pilzarten sind dabei in der Minderzahl.

Ein Großteil der Pilzarten lebt unterirdisch. Diese Pilze fördern als wichtige Symbionten das Wachstum von etwa 80 bis 90 Prozent aller Pflanzen.

Als Nützlinge für den Menschen verfeinern Pilze Speisen. Der Mensch nutzt Pilze für verschiedene Gärungsprozesse, etwa bei der Herstellung von alkoholischen Getränken und Milchprodukten.

Als Schädlinge besiedeln Pilze die Haut oder das Körperinnere und können

  • Vergiftungen,
  • Allergien oder
  • Infektionen

hervorrufen. Auch Dermatophyten sind Schädlinge.

Dermatophyten ernähren sich von Kohlenhydraten und Keratin. Keratin ist wesentlicher Bestandteil der Hornschicht von Haut, Haaren und Nägeln. Deswegen suchen sich Fadenpilze besonders gern die Oberfläche von Wirbeltieren als bevorzugten Tummelplatz aus.

Fadenpilze sind überall in der Natur anzutreffen. In ihrem Entwicklungsstadium als Sporen sind Pilze

  • hochresistent gegen Klima und Wetter,
  • hervorragend geschützt vor Austrocknung und
  • können lange Zeit ohne Nährstoffe überleben.

Als Überdauerungsform harren sie im Erdboden oder in feuchten, öffentlich stark frequentierten Räumen wie

  • Schwimmbädern,
  • Duschen,
  • Saunen oder
  • Hotelzimmern.
Kinder im Schwimmbad
In Schwimmbädern können Pilze gut übertragen werden © yanlev | AdobeStock

Darüber hinaus halten sie sich gern in

  • Kleidung,
  • Handtüchern,
  • Kämmen,
  • Decken und
  • Fußmatten

auf. In dieser Umgebung sind sie bis zu vier Jahre lang infektiös.

In der Familie der Dermatophyten ist Trichophyton rubrum der häufigste Leistenpilz-Erreger. Des Weiteren kommen die Pilzarten

  • Epidermophyton floccosum,
  • Trichophyton mentagrophytes und
  • Trichophyton tonsurans

als Verursacher von Leistenpilz infrage.

Begünstigende Faktoren für Leistenpilz

Hautpilzerreger finden in warmer, feuchter und dunkler Umgebung ideale Wachstumsbedingungen. Sie halten sich bevorzugt in Hautfalten und an Füßen in engen, luftundurchlässigen geschlossenen Schuhen auf.

Die Erreger gelangen durch Barfußlaufen in pilzfreundlichen Umgebungen wie Schwimmbädern und Saunen  an Füße und Nägel. Deswegen kommt Fuß- und Nagelpilz viel häufiger vor als Leistenpilz.

Allerdings kann eine zu spät erkannte oder nicht therapietreu behandelte Fußpilzinfektion irgendwann auf die Leistengegend übergreifen.

Dass sich Dermatophyten in der Leistenregion ausbreiten können, hängt in hohem Maß vom

  • körperlichen Allgemeinzustand,
  • individuellen Lebensgewohnheiten und
  • persönlichem Hygiene- und Gesundheitsbewusstsein

ab. Eine Reihe von allgemeinen Faktoren ist dafür bekannt, die Entwicklung von Leistenpilz zu begünstigen.

Gesunde Haut ist durch die natürliche Hautflora geschützt. Eine Vielzahl nützlicher Mikroorganismen besiedelt die Hautoberfläche und übt eine abwehrende Funktion aus. Zusätzlich ist die Haut durch eine dicht aufgebaute Hornschicht bedeckt, die für Keime undurchdringlich ist.

Das sorgfältig abgestimmte Gleichgewicht der unterschiedlichen Schutzmechanismen ist empfindlich gegen Störungen. Erkrankungen, die auf das Immunsystem wirken, aber auch Pflegefehler können die Abwehrfähigkeit der Haut vermindern. So können Pilzerreger eindringen.

  • Zu den chronischen Erkrankungen mit Einfluss auf die Immunabwehr zählt Diabetes mellitus. Eine nicht ausreichend behandelte Zuckerkrankheit erhöht die Anfälligkeit gegenüber Bakterien und Pilzen. Mykosen machen sich in der Folge vor allem im Bereich der unteren Extremitäten breit.
  • Durchblutungsstörungen der äußeren Körperregionen, wie die peripher-arterielle Verschlusskrankheit, stören die Immunabwehr und die Regeneration der Haut. Dann finden Pilze günstige Lebensbedingungen und verursachen häufig Mykosen der Füße.
  • Hohes Übergewicht (Adipositas) kann zu klimatischen Bedingungen in Hautfalten führen, in denen sich Dermatophyten besonders wohlfühlen.
  • Kortison oder Medikamente unterdrücken etwa während einer Krebstherapie die Immunabwehr. So haben Pilzerreger Möglichkeiten zu vermehrter Aktivität.
  • Unsaubere Toilettensitze, nicht ausreichend gereinigte Wäsche und intimer Körperkontakt fördern die Übertragung vonPilzerreger.

Krankheitsverlauf und Beschwerden bei Leistenpilz

Tinea inguinalis zeigt sich zunächst mit ein- oder beidseitigen roten Flecken auf der Innenseite der Oberschenkel.

Im weiteren Verlauf wirken die Ränder befallener Hautareale leicht entzündlich und schuppig. Die Mitte verblasst zunehmend und nimmt eine bräunliche Färbung an. Der Leistenpilz wird von Juckreiz begleitet, und Betroffene klagen häufig über ein brennendes Gefühl.

Wird das Wachstum des Pilzes nicht eingedämmt, kann sich der Leistenpilz weiter ausbreiten. Dann können auch weite Hautareale im äußeren Bereich der Geschlechtsorgane bis hin zum Gesäß betroffen sein.


Leistenpilz
Leistenpilz entwickelt sich in gerne in dunklen, warmen und feuchten Hautfalten © timonina | AdobeStock

Medizinische Abklärung bei Tinea inguinalis

Alle Pilzinfektionen sollten rasch und entschlossen behandelt werden. Dafür ist aber die genaue Identifizierung des Erreger notwendig. Suchen Sie den Rat Ihres Arztes, insbesondere wenn

  • Sie schwanger sind – in der Schwangerschaft ist jede medizinische Maßnahme ärztlich abzuklären
  • unter unklaren Beschwerden leiden, die nicht sicher auf Tinea inguinalis schließen lassen
  • Sie den Verdacht haben, an einer Pilzerkrankung zu leiden, den Krankheitsverlauf aber nicht aus eigener Erfahrung kennen
  • Ihre Selbstbehandlung mit einem üblicherweise wirksamen Medikament nicht hilft
  • Sie längere Zeit an Leistenpilz und anderen ausgedehnten Mykosen der Haut und der Nägel leiden. In diesem Fall ist zu klären, ob eine genetische Veranlagung die Entstehung eines Trichophyton-rubrum-Syndroms verursacht. Dieses geht mit hartnäckigen und langwierigen Infektionsverläufen einher.

Vermutet der Arzt einen Pilzbefall, sichert er den Befund in der Regel mit einem Erregernachweis.

Ein Abstrich des befallenen Gewebes entnimmt Hautpartikel, aus denen im Labor eine Kultur angelegt wird. In der Probe enthaltene Pilzerreger werden auf speziellen Nährböden angezüchtet und später unter dem Mikroskop untersucht. Je nach Wachstumsgeschwindigkeit des Pilzes braucht eine Kultur zwischen ein und vier Wochen Entwicklungszeit. Erst dann kann ein Befund erhoben werden.

Eine laborgestützte Differenzialdiagnose

  • grenzt eine Mykose gegenüber bakteriellen Infektionen ab
  • unterscheidet Tinea inguinalis von einer Schuppenflechte, die ähnliche Symptome verursacht
  • gibt Aufschluss darüber, welche Pilzerreger genau am Krankheitsgeschehen beteiligt sind.

Anhand der Ergebnisse des Erregernachweises entscheidet der Arzt über das weitere therapeutische Vorgehen. Er legt fest,

  • welcher Wirkstoff am besten geeignet ist, die Infektion zu bekämpfen,
  • ob eine lokale Behandlung ausreicht oder
  • ob Sie pilzbekämpfende Medikamente zusätzlich einnehmen müssen (systemische Therapie).

Lokale Therapie – erfolgreich gegen Leistenpilz mit Antimykotika

Ist der Befund einer Tinea inguinalis gesichert, folgt in der Regel eine Selbstbehandlung mit einem örtlich wirksamen Antimykotikum. Zu den bewährten Medikamenten gehören Mittel mit dem Wirkstoff Bifonazol.

Die Behandlung des Pilzerregers bringt zuverlässigen Heilungserfolg, wenn ein Breitbandantimykotikum zum Einsatz kommt. Bifonazol ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Azole. Er wirkt sowohl fungistatisch als auch fungizid. Das heißt, die Pilzerreger werden sowohl in ihrem Wachstum gehemmt als auch zerstört. Bifonazol hat außerdem entzündungshemmende Eigenschaften.

Optimal ist eine Creme, die

  • die Mykose umfassend bekämpft und gegen Dermatophyten, Hefe- und Schimmelpilze gleichermaßen wirksam ist
  • das Wachstum des Pilzes stoppt, indem sie den Aufbau seiner Zellmembran schädigt und dadurch den Erreger abtötet
  • gegen bakterielle Keime wirkt, die am Ort des Pilzbefalls die Haut zusätzlich schädigen
  • entzündungshemmende Eigenschaften hat und schnell Begleiterscheinungen von Tinea inguinalis, wie Juckreiz und Brennen, lindert.

Wasserfeste Cremes eignen sich besonders gut, da sie auch beim Sport und in der Freizeit haften bleiben.

Der Behandlungserfolg hängt entscheidend von konsequenter Therapietreue ab. Setzen Sie das Anti-Pilz-Mittel nicht vorzeitig ab, auch wenn Ihre Beschwerden schnell nachlassen.

Ein Antimykotikum muss meist zwei bis drei Wochen nach dem Abheilen der Infektion weiter aufgetragen werden. Nur so ist sichergestellt, dass die Erreger nachhaltig beseitigt werden und die Pilzinfektion nicht erneut aufflammt.

Halten Sie sich unbedingt an die Angaben zur Dosierung und Anwendung. Fragen Sie bei Unsicherheiten einen Arzt oder Apotheker.

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