Tinea cruris: Informationen & Tinea cruris-Spezialisten

31.08.2022
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
Leading Medicine Guide Redaktion

Tinea cruris ist eine Pilzerkrankung des Unterschenkels. Er entwickelt sich meistens aus einem verschleppten Fußpilz. Frauen sind häufiger betroffen, weil sie die Pilzerreger bei der Beinrasur verteilen. Starker Juckreiz und braun-rötliche, schuppende Knötchen sind die Folge und die ersten Anzeichen dieser Erkrankung.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Tinea cruris-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: B35.6

Artikelübersicht

Definition: Was ist Tinea cruris?

Der Begriff Tinea cruris bezeichnet die Infektion mit einem Hautpilz am Unterschenkel. „Tinea“ ist der medizinische Begriff für Infektionen mit Dermatophyten. Dermatophyten sind Fadenpilze und häufige Erreger von Hautpilzerkrankungen. „Crus“ ist in der Anatomie der Name des Unterschenkels, der Wade.

Weitere Tinea-Formen sind unter anderem

Im angloamerikanischen Sprachraum wird die Tinea cruris fälschlicherweise mit Tinea inguinalis gleichgesetzt. Letztere bezeichnet aber den Leistenpilz. Dort können sich aufgrund des feuchten, warmen Milieus leicht Hautpilze festsetzen. Um Tinea inguinalis soll es hier jedoch nicht gehen.

Dermatophyten als ursächliche Erreger von Tinea cruris

Dermatophyten sind Fadenpilze, die sich auf die Haut von Mensch und Tier spezialisiert haben.

Pilze leben überall in der Natur. Im Erdboden, auf Pflanzen, Tieren und Menschen können sich die Pilze niederlassen. Je nach Spezies profitieren sie vom dort vorherrschenden Milieu. Etwa ein Viertel der gesamten Biomasse der Erde besteht aus Pilzen! Viele Pilzarten leben mit Bäumen und Sträuchern in Symbiose und ermöglichen deren Pflanzenwachstum.

Aus humanmedizinischer Sicht gibt es neben den Dermatophyten auch noch

  • Hefepilze,
  • Sprosspilze und
  • Schimmelpilze.

Hautpilze ernähren sich von humanem Keratin, einem wesentlichen Bestandteil von Hornhaut. Sie befallen daher ausschließlich

  • Haut,
  • Haare und
  • Nägel.

Wir holen sie uns meist durch direkte Ansteckung oder durch Übertragung über unbelebte Gegenstände:

  • Kacheln im Schwimmbad,
  • eine feuchte öffentliche Dusche oder
  • Gymnastikmatten im Fitnessstudio.

All dies sind häufige Ansteckungswege für Dermatophyten. Auch eine Übertragung vom Fell von Tieren auf den Menschen ist möglich. Das betrifft besonders häufig Kinder (zum Beispiel bei der Tinea capitis).

Begünstigende Faktoren einer Pilzinfektion

Für die Entstehung einer Mykose, also einer Pilzinfektion, muss der Erreger zunächst in die Haut eindringen. Dort muss er sich der Immunabwehr des Wirtes entziehen.

Die meisten Pilze sind fakultativ pathogen. Das bedeutet, dass sie nur bei gestörter Hautbarriere oder Immunabwehrstörungen des Menschen eine Krankheit auslösen können. Man spricht von „opportunistischer Infektion“.

Begünstigende Faktoren für einen solchen Opportunisten können zum Beispiel Durchblutungsstörungen der Haut sein. Dazu gehören bspw. Vorerkrankungen wie

Auch Diabetes mellitus, also die heutzutage sehr häufige „Zuckerkrankheit“, schwächt die Immunabwehr.

Viele weitere Grunderkrankungen und moderne Medikamente schwächen das Immunsystem.

Man muss aber nicht ernsthaft krank sein, um sich einen Pilz einzufangen: Kleine Kinder haben oft noch ein unausgereiftes Immunsystem und bekommen relativ leicht einen Hautpilz.

Entstehung von Tinea cruris

Tinea cruris ist meist keine primäre Infektion. In der Regel leidet der Betroffene schon länger an Fußpilz. Breitet sich dieser nach oben aus, entsteht eine Tinea cruris.

Fußpilz ist die häufigste Dermatophyteninfektion. Er betrifft meist die schwitzigen Zehenzwischenräume, wo Mikroorganismen ihre bevorzugten Lebensbedingungen vorfinden.

Über lange Zeit kann die Fußpilzinfektion unbemerkt verlaufen. So ist man sich gar nicht bewusst, dass es ein Ausbreitungsrisiko gibt. Der Pilz kann per Hand „verschmiert“ werden und gelangt so in Richtung Knöchelregion und Unterschenkel.

Für die Eintrittspforte bei Tinea cruris sorgt dann oft der Rasierer: Bei der Rasur der Beine lässt es sich nicht vermeiden, dass minimale Verletzungen der Haut entstehen. Die mit der Klinge unweigerlich mitgenommenen Dermatophyten gelangen so direkt in die Haut und siedeln sich vor allem in den aufgerissenen Haarfollikeln an.

Beinrasur mit kleinen Hautwunden
Beim Rasieren der Beine entstehen unweigerlich kleine Wunden, durch die Erreger in die Haut eindringen können © Mykola | AdobeStock

Symptome bei Tinea cruris

Allgemein machen sich Pilzinfektionen meist durch

  • Jucken,
  • Hautrötung,
  • Schuppung

bemerkbar.

Manchmal nässt die Haut oder sie reißt auf. Die Ursache dafür ist, dass die Pilze eine Entzündung in den obersten Hautschichten (Tinea superficialis) auslösen. Diese Infektion kann auch tiefer reichen und Pusteln sowie entzündliche Infiltrate hervorrufen (Tinea profunda). Das passiert aber nur bei stark geschwächter Immunlage oder besonders aggressiven Pilzen (vor allem jenen Dermatophyten der Tierwelt).

Bei Tinea cruris lässt sich die Entzündung oft gut den Haarfollikeln zuordnen. Sie zeigen braun- oder blaurötliche, erbsengroße Knötchen und haben meist einen schuppigen Rand. Starker Juckreiz an den entsprechenden Stellen ist obligat. Vor allem die Außenseiten der Unterschenkel sind betroffen.

Sollten Sie diese Beschwerden bei sich feststellen, sollten Sie einen Hautarzt (oder zunächst Ihren Hausarzt) aufsuchen. Dieser kann das Problem abklären.

Diagnose von Tinea cruris

Für den Arzt ist Tinea cruris oft eine Blickdiagnose. Sie ergibt sich aus

  • dem typischen äußeren Erscheinungsbild und
  • der Vorgeschichte (z. B. Frauen, Beinrasur, gleichzeitig bestehender Fußpilz).

Im Zweifel muss die Diagnose mikroskopisch gesichert werden.

Das gibt aber noch keinen Aufschluss darüber, welcher Erreger genau die Mykose verursacht hat. Dazu ist eine Pilzkultur notwendig. Sie entwickelt sich aus der Gewebeprobe in einer Petrischale über mehrere Wochen hinweg. Dadurch lassen sich Aussagen über die genaue Pilzspezies und mögliche Resistenzen gegen Antimykotika treffen. Schnell wachsende Dermatophyten lassen sich frühestens nach einer Woche identifizieren.

Das Untersuchungsmaterial für die Diagnostik bei Tinea cruris sind

  • Hautschuppen,
  • Nagelspäne oder
  • epilierte Haare,

die aus dem Randbereich der befallenen Areale entnommen werden. Im Falle des Unterschenkels genügt meist ein kräftiger Abstrich.

Eine weitere Methode der Pilzdiagnostik ist die Wood-Lampe. Eine Wood-Lampe sendet UV-Licht aus. Damit lassen sich manche Dermatophytenarten im abgedunkelten Raum als fluoreszierende Areale auf der Haut erkennen. Diese Methode hat jedoch nur untergeordnete Bedeutung, da meist ohnehin eine Pilzmikroskopie und -kultur durchgeführt wird.

Therapie der Tinea cruris mit Antimykotika

Die Behandlung von Pilzinfektionen der Haut wie Tinea cruris erfolgt im Allgemeinen in zwei abgestuften „Angriffslinien“:

  • die topische Therapie und
  • die systemische Therapie.

Die topische Therapie

Die erste Linie ist die topische Therapie, die möglichst immer angegangen werden sollte. „Topisch“ bedeutet, dass das Pilzmittel „am Ort“ aufgetragen wird. Es handelt sich also um eine lokale Therapie. Dazu gibt es Lösungen, Cremes oder Salben.

Verwendete Wirkstoffe sind hier vor allem die

  • Azol-Antimykotika,
  • Tolnaftat oder
  • Terbinafin.

Bei sehr oberflächlicher Tinea cruris kann das Auftragen über einige Tage bis vier Wochen bereits ausreichen.

Nebenwirkungen treten dabei selten auf, da der Wirkstoff nicht in nennenswerten Mengen ins Blut gelangt. Dadurch kann er sich nicht im Körper verteilen.

Nachteil der topischen Therapie ist die oft recht lange Behandlungsdauer.

In den Hornschichten der Epidermis können sich einzelne Pilzzellen als Sporen lange halten. Sporen sind sehr robust und lassen sich kaum angreifen. Die Antimykotika hindern die Erreiger zwar am Wachstum und ihrer Vermehrung, töten sie aber nicht ab. Deswegen ist das Ziel der Behandlung, sie so lange durchzuführen, bis alle aktuellen Hautzellen inkl. der enthaltenen Sporen abgestoßen wurden.

Wenn nach wenigen Tagen Juckreiz und Rötung nachlassen, ist zwar die Entzündung bereits erfolgreich bekämpft. Zur vollständigen Reinigung der Haut sind jedoch manchmal bis zu vier Wochen lokaler Therapie nötig.

Ein zweites Problem der topischen Therapie ist, dass sie oft nur sehr oberflächlich wirkt. Tiefere Pilze entziehen sich, da die Abwehrbarriere der Haut sich auch gegen das Medikament richtet.

Zudem kommt es leicht zu erneuten Infektionen (Reinfektionen).

Die systemische Therapie

Hartnäckige oder großflächige Hautpilze wie Tinea cruris werden daher oftmals von vornherein „systemisch“ behandelt. Systemisch bedeutet, dass die Wirkstoffe nicht lokal aufgetragen werden, sondern im ganzen Organismus wirken.

Dies geschieht in Form von Tabletten. Da der gesamte Körper betroffen ist, kann es zu Nebenwirkungen kommen.

Systemisch wirkende Antimykotika schädigen die Leber. Deswegen ist eine gute Leberfunktion Voraussetzung für die meisten antimykotischen Wirkstoffe.

Verwendet werden

  • Griseofulvin (einziges zugelassenes Medikament bei kleinen Kindern),
  • Itraconazol,
  • Fluconazol oder
  • Terbinafin.

Die systemische Anwendung führt zu einer besseren Anreicherung in der Hornhaut und zu besseren Heilungsraten. Die Anwendungszeit kann dadurch meist auf etwa die Hälfte verkürzt werden. Zwei Wochen sind in den meisten Fällen üblich. Eine Kombination mit lokaler Therapie ist zusätzlich möglich.

Zusammenfassung zur Tinea cruris

Bei Tinea cruris handelt es sich um eine durchaus ernstzunehmende und hartnäckige Erkrankung. Sie erfordert ein entschlossenes Vorgehen. Zwar geht von den Pilzen keine unmittelbare Gefahr aus, da sie sich nur auf der Haut wohlfühlen. Der Befall ist jedoch ein großes kosmetisches Problem und führt im Verlauf zu Hautentzündungen und einem kaum auszuhaltenden Juckreiz.

Die Risiken einer Therapie über zwei Wochen sind dagegen recht übersichtlich. Eventuell sollten die Leberwerte bestimmt werden. Tinea cruris ist jedoch meist sehr gut behandelbar.

Whatsapp Twitter Facebook Instagram YouTube E-Mail Print