Histoplasmose: Informationen & Histoplasmose-Spezialisten

10.11.2022
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
Leading Medicine Guide Redaktion

Histoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die in der Regel die Lungen befällt. Auslöser ist der Pilz Histoplasma capsulatum. In der akuten Phase der Histoplasmose entwickeln Betroffene trockenen Husten, Fieber, Brustschmerzen und ein allgemeines Krankheitsempfinden. Es existieren eine Vielzahl von Typen der Histoplasmose (akut, chronisch, disseminiert), die weitere Untergruppen haben. In seltenen Fällen kann Histoplasmose sehr schwerwiegende Symptome entwickeln oder lebensbedrohlich werden.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Histoplasmose-Spezialisten und Zentren.

ICD-Codes für diese Krankheit: B39

Artikelübersicht

Ursachen einer Histoplasmose

Histoplasmose (auch Retikuloendotheliale Zygomykose) ist eine systemische Infektionskrankheit. Systemisch bedeutet, dass der ganze Körper betroffen sein kann, nicht nur konkrete Organe. 

Verursacher von Histoplasmose ist der Pilz Histoplasma capsulatum. Der Pilz ist dimorph, d.h., er kann in zwei Formen bestehen: Als Hefepilz und als Myzel (fadenförmige Pilzmasse).

Histoplasmose wird ausgelöst, wenn Sporen der myzelischen Form des Pilzes durch die Atemluft in die Lungenbläschen gelangen. Das Immunystem erkennt die Sporen als Eindringlinge und beginnt sie mit Makrophagen ("Riesenfresszellen") zu bekämpfen. Makrophagen nehmen die Pilzsporen in sich auf, doch die Sporen entwickeln sich dann innerhalb von 15 bis 18 Stunden in die Hefe-Form.

Im Normalfall kann der Körper eine Histoplasmose erfolgreich bekämpfen, da die Zellen des Immunsystems die Hefe-Spuren vernichten. Doch wenn die Belastung mit Histoplasma capsulatum besonders hoch ist, kann die Abwehr nicht ausreichen. In der Folge entwickelt sich eine symptomatische Histoplasmose.

Der auslösende Pilz Histoplasma capsulatum wurde zum ersten Mal 1906 von Samuel Darling beschrieben. 1932 stellten Katharine Dodd und Edna Tompkins die erste Diagnose für Histoplasmose an einem Säugling. Seitdem wurde Histoplasmose auf der ganzen Welt diagnostiziert.

Besonders häufig tritt die Erkrankung in Tälern mit hoher Temperatur und in Zentralafrika auf. Ein größerer Ausbruch tritt meist auf, wenn eine Gruppe von Menschen bestimmte Regionen bereist und sich infiziert.

Die meisten Infektionen geschehen durch das Inhalieren der Sporen an Orten, an dem der Pilz vermehrt wächst. Solche Orte sind beispielsweise

  • Höhlen, in denen Fledermäuse hausen,
  • Vogelkäfige,
  • Hühnerhäuser und
  • alle Orte, an denen sich große Mengen an Vogelmist sammeln.

Unglücklicherweise können sich die Sporen in der Erde über Jahre halten. Wenn die Erde zu Staub zerfällt, können die Erreger besonders leicht über die Luft aufgenommen werden.

Histoplasmose kann auch andere Säugetiere wie Hunde oder Katzen befallen. Von Histoplasmose betroffene Tiere als auch Menschen zeigen überwiegend Symptome ähnlich einer Lungenentzündung.

Die Erkrankung ist nicht übertragbar, weder von Tieren auf den Menschen, noch von Mensch zu Mensch. Eine seltene Ausnahme betrifft jedoch transplantierte Organe, die den Pilzbefall mitbringen können.

Welche Formen von Histoplasmose gibt es?

Histoplasmose lässt sich in verschiedene Formen unterteilen. Dazu gehören u.a.:

  • die akute pulmonale Histoplasmose: Kann mit oder ohne Beschwerden verlaufen (symptomatisch oder asymptomatisch) die symptomatisch und asymptomatisch verlaufen kann,
  • die chronische pulmonale Histoplasmose: Verursacht chronische Lungensymptome,
  • das okuläre Histoplasmose-Syndrom: Wirkt sich auf die Sehfähigkeit aus,
  • die fortschreitende disseminierte Histoplasmose: Verursacht Verletzungen und Entzündungen im Mund- und Rachenbereich,
  • die subakute fortschreitende disseminierte Histoplasmose: Hat ernste Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem, das Gehirn oder die Haut.

Anzeichen und Symptome einer Histoplasmose

Rund 90 Prozent der Infektionen mit Histoplasma capsulatum bewirken keinerlei Symptome. Manchmal sind bei asymptomatischen Patienten kleine Narben auf Röntgenaufnahmen der Lunge zu sehen.

Symptomatische Patienten mit Histoplasmose entwickeln häufig

  • trockenen Husten,
  • Schüttelfrost,
  • Fieber,
  • Schwäche,
  • Schweißattacken und
  • starke Magenschmerzen

Die Symptome beginnen sich ungefähr 3 bis 14 Tage nach dem Kontakt mit dem Pilz zu zeigen.

Wenn die Histoplasmose weiter voranschreitet, stellen sich evtl.

  • Gewichtsverlust,
  • Schwäche,
  • Atemnot,
  • Schmerzen im Brustkorb und
  • Sehprobleme

ein.

Ein Anzeichen für eine Verschlimmerung der Histoplasmose sind fleckige Flächen, zu erkennen auf den Röntgenbildern. Sie treten normalerweise im unteren Bereich der Lunge auf.

Histoplasmose im CT-Bild
Histoplasmose als Flecken in der Lunge, sichtbar im CT-Bild © DOUGLAS | AdobeStock

Weitere Symptome haben vor allem Menschen mit geschwächtem Immunsystem:

  • Enzephalopathie,
  • Kopfschmerzen,
  • Verletzungen im Mundraum und
  • Krämpfe

In seltenen Fällen wird eine solche Histoplasmose lebensbedrohlich.

Wie wird Histoplasmose diagnostiziert?

Die sichere Diagnose von Histoplasmose kann sich als schwierig erweisen. Viele bakterielle und durch Pilze hervorgerufene Krankheiten weisen ähnliche Symptome auf wie Histoplasmose. Hierzu gehören beispielsweise

Tatsächlich wurden vor 1932 viele Patienten mit Histoplasmose fälschlich mit Tuberkulose diagnostiziert. Auch heute bleibt die genaue Diagnose eine Herausforderung. Sollte der Patient gefährdete Gebiete oder oben beschriebene Orte besucht haben, muss der Arzt das erfahren! Das können entscheidende Hinweise für die richtige Diagnose sein.

Anzucht einer Pilzkultur

Eine Methode für den sicheren Nachweis von Histoplasma capsulatum ist das Anlegen einer Pilzkultur. Dabei wird eine zuvor entnommene Speichel-, Blut- oder Gewebeprobe auf einen Nährboden aufgebracht. Wächst der Pilz, ist die Diagnose bestätigt.

Doch bei chronischer Histoplasmose entwickeln sich die Kulturen nur in etwa 60 Prozent der Fälle. In akuten Fällen entwickeln sie sich sogar nur in 15 Prozent der Fälle.

Dazu kommt, dass die Ausbildung der Kulturen 2 bis 12 Wochen dauern kann. Diese Zeit geht für eine gezielte Behandlung verloren. Eine akute fortschreitende disseminierte Histoplasmose kann allerdings in wenigen Wochen zum Tod führen.

Daher muss bei Verdacht sofort eine entsprechende Behandlung erfolgen – ohne auf die Ergebnisse zu warten.

Serologische Tests

Es existieren eine Reihe von serologischen Tests. Hier wird im Blut, Urin oder Rückenmarknach Antigenen oder Antikörpern gesucht. Diese bilden sich, wenn das Immunsystem Kontakt mit Histoplasma capsulatum hatte.

Diese Tests können weitgehend genaue Ergebnisse einbringen. Besonders erfolgreich sind sie bei chronischer, symptomatischer und progressiver Histoplasmose (75 bis 90 Prozent). Doch es benötigt bis zu drei Wochen, um nur eine geringe Anzahl von akuten Fällen (15 Prozent) zu erkennen. Zudem lassen sich die Testverfahren durch andere Erreger verfälschen.

Doch an Orten mit verstärktem Aufkommen von Histoplasmose können diese Tests ein ausreichendes Indiz sein. Dann kann eine frühzeitige Behandlung beginnen.

Weitere Diagnoseverfahren

Es gibt noch weitere Verfahren, die dem Arzt evtl. dabei helfen, die Histoplasmose zu diagnostizieren. Dazu gehören

  • eine Auszählung der Blutzellen in einer Probe,
  • Röntgenaufnahmen der Lunge,
  • Computertomographie (CT),
  • Echokardiogramm und
  • Tests zur Bestimmung des Levels von alkalischer Phosphatase im Blut – dieses ist bei Betroffenen erhöht.

Zur Ausführung einer Biopsie muss evtl. ein Chirurg hinzugezogen werden.

Behandlung von Histoplasmose

Spezialisiert auf die Behandlung von Histoplasmose sind in der Regel Fachärzte für Infektionskrankheiten und Lungenheilkunde.

Eine antifungale Behandlung komme nicht infrage bei Betroffenen mit

  • asymptomatischer Histoplasmose oder
  • akuten lokalen Entzündungen.

Die Patienten überstehen die Histoplasmose selbständig innerhalb weniger Wochen.

Falls die Symptome einen Monat oder länger andauern, ist eine Behandlung mit

  • Itraconazole,
  • Ketoconazole oder
  • Amphotericin B

eventuell erfolgreich.

Eine Behandlung mit Itraconazole oder Amphotericin B ist vermutlich notwendig, wenn

  • das zentrale Nervensystem betroffen ist,
  • der Patient noch an anderen Krankheiten leidet, oder
  • sein Immunsystem unterdrückt ist und er an einer ernsten fortgeschrittenen disseminierten Histoplasmose leidet.

Die Dauer der Behandlung und die Dosierungen sind jeweils abhängig vom Patienten.

Einige neue mit Azol versetzte Medikamente sind möglicherweise in Fällen erfolgreich, die auf keine andere Therapie ansprechen.

In einigen Fällen von Histoplasmose kann der Einsatz von Chirurgie nötig sein. Operationstechniken sind

  • die Perikardiozentese oder
  • eine perikardiales Fenster-Operation.

Beide Techniken wurden entwickelt, um Flüssigkeit abzulassen, die auf das Herz drückt.

Auch

  • eine Ektomie von Verwundungen in der Lunge,
  • eine Operation von Lymphknoten oder
  • des Herzens

können notwendig sein, wenn die Histoplasmose entsprechende Auswirkungen auf den Körper gezeigt hat.

Komplikationen mit Histoplasmose

Rund 90 Prozent der Menschen mit Histoplasmose regenerieren sich vollständig ohne weitere Komplikationen. In einigen Fällen zeigen sich kleine Vernarbungen in der Lunge.

Mit ansteigender Schwere der Histoplasmose steigt auch das Risiko von Komplikationen.

  • Pleuraergüsse oder
  • eine Perikarditis (Herzbeutelentzündung)

treten bei 5 Prozent der akuten, symptomatischen Histoplasmose auf. Weitere 5 Prozent der Betroffenen erleiden rheumatologische Probleme wie

  • Arthritis,
  • Erythema nodosum oder
  • Kokardenerythem.

Um die 90 Prozent der Patienten mit chronischer pulmonaler Histoplasmose entwickeln

Einige Patienten erleiden Entzündungen der Nebenniere. Das steht eventuell in Verbindung mit dem Cushing-Syndrom (erhöhte Kortisol-Level durch Übergewicht).

Andere Patienten entwickeln das okuläre Histoplasmose-Syndrom. Dabei gelangt der Pilz über die Lunge in die Blutgefäße der Netzhaut. Es folgt eine Entzündung auf der Netzhaut, was anschließend zur Vernarbung führen kann. Einschränkungen des Sehfelds bis zur partiellen Erblindung können die Folge sein.

Patienten mit akuter progressiver disseminierter Histoplasmose können Probleme mit dem zentralen Nervensystem bekommen. Das kann zu

führen.

Menschen mit dieser Form der Histoplasmose benötigen umgehend eine Behandlung. Asonsten führt die Histoplasmose in wenigen Wochen zum Tod.

Wie kann Histoplasmose vorgebeugt werden?

Histoplasma capsulatum ist überall zu finden, wo sich viel Vogelmist ansammelt. Auch Baugruben sind eine Brutstätte für den Pilz. Da die Sporen sehr widerständig sind, bleiben sie in der Erde, wenn diese zu Staub zerfällt.

Menschen mit schwachem Immunsystem haben ein erhöhtes Risiko an Histoplasmose zu erkranken. Sie sollten solche Gefahrenstellen vermeiden.

Für Histoplasmose existiert kein Impfstoff. Die meisten Menschen bilden jedoch ausreichend Antikörper gegen den Befall aus, um sich zu regenerieren. Das ist jedoch kein ausreichender Schutz gegen eine erneute Infektion mit Histoplasmose.

Prognose für Patienten mit Histoplasmose

Rund 90 Prozent der Betroffenen entwickeln keinerlei Symptome. Weitere 5 bis 7 Prozent zeigen Symptome, kurieren sich aber vollständig aus.

Nur wenige Fälle von Histoplasmose schreiten so weit fort, dass sich längerfristige oder sogar lebensbedrohende Folgen ergeben. In vielen Fällen sind Betroffene einer so ernsthaften Histoplasmose bereits vorbelastet. Sie haben beispielsweise ein geschwächtes Immunsystem.

Betroffene einer chronischen pulmonalen Histoplasmose können eine eingeschränkte Lungenfunktion davontragen.

Progressive desseminierte Histoplasmose kann unbehandelt innerhalb weniger Wochen zum Tod führen. Doch auch mit entsprechender Behandlung dieser Histoplasmose können Rückfälle eintreten und eine dauerhafte Behandlung kann notwendig werden.

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