Pilzdiagnostik: Informationen & Pilzdiagnostik-Spezialisten

07.11.2022
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Die genaue Diagnose einer Pilzinfektion ist von großer Bedeutung für die Behandlung. Die Identifizierung des Erregers ist notwendig, um die Behandlung darauf abzustimmen. Nach der Anamnese und der körperlichen Untersuchung schließen sich daher oft Laboruntersuchungen an.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Pilzdiagnostik-Spezialisten.

Artikelübersicht

Zahlreiche Pilzerkrankungen können den Menschen befallen. Die meisten Pilzerkrankungen treten lokal und oberflächlich auf der Haut auf. Manchmal sind jedoch auch Organe betroffen. Je nach genauer Art der Pilzerkrankung sind unterschiedliche Therapien notwendig, um sie zu bekämpfen. Deswegen ist es wichtig, mittels sorgfältiger Pilzdiagnostik den Erreger präzise zu bestimmen.

Die medizinische Pilzdiagnostik umfasst immer eine Anamneseerhebung (Patientengespräch) und eine körperliche Untersuchung. Bei unklarer Diagnose kommt die Laboruntersuchung einer Gewebeprobe und die Anzucht einer Pilzkultur hinzu.

Pilzdiagnostik mittels Anamnese

Unter Anamnese versteht man das Patientengespräch mit dem Arzt. Sie steht immer am Anfang einer Diagnose. Der Arzt befragt Sie dabei etwa nach

  • Beschwerden,
  • möglichen Risikofaktoren und
  • Vorerkrankungen.

Durch die Anamnese bekommt der Arzt wichtige Hinweise auf die vorliegende Erkrankung.

Welche Fragen erwarten mich bei der Abklärung der Risikofaktoren?

Der Arzt wird versuchen, Faktoren abzuklären, die auf eine Immunschwäche hinweisen könnten. Bei Personen mit schwachem Immunsystem können sich Pilzerreger leichter einnisten. Rechnen Sie also mit Fragen zu

  • Vorerkrankungen,
  • Allergien und
  • dem momentanen körperlichen Wohlbefinden.

Für den Arzt ist bspw. von Interesse, ob Sie an den folgenden Erkrankungen leiden:

Auch Informationen zu Verletzungen jeglicher Art können für den Arzt bei der Pilzdiagnostik hilfreich sein. Durch Verletzungen, selbst kleinste Wunden, können Erreger leicht in den Körper gelangen. Wenn Sie kürzlich eine offene Wunde oder eine Verletzung hatten, sollten Sie den Arzt darauf hinweisen. Schon ein kleiner Schnitt wäre hier von Bedeutung.

Der Mediziner wird sich darüber hinaus nach vergangenen Reisen erkunden. Auch diese können eine Rolle spielen. Manche Pilzerkrankungen treten in bestimmten Breitengeraden häufiger auf. So kommen Pilze der Gattung Coccidioides nur in den Wüstenregionen des amerikanischen Kontinents vor.

Kürzliche Reisen in solche Regionen sowie entsprechende Symptome weisen so auf einen bestimmten Erreger hin.

Fragen zu den Symptomen und Beschwerden

Bei einer oberflächlichen Infektion sind die Symptome und der Befall meist sehr schnell zu lokalisieren. Zu den typischen Symptomen einer oberflächlichen Pilzinfektion gehören

  • eine Rötung der Haut,
  • starke Schuppung der Haut,
  • Brennen und Juckreiz,
  • Nässen der Haut,
  • Bläschenbildung,
  • Eiterablagerungen sowie
  • blutige Wunden an der Haut.

Durch Hautverletzungen kann der Erreger leicht in den Organismus gelangen. Im schlimmsten Fall entwickelt sich dadurch eine systemische Pilzerkrankung.

Eine systemische Pilzerkrankung kann sich durch hohes Fieber und Unwohlsein äußern. Symptome treten allerdings erst einige Zeit nach dem Befall durch den Erreger auf.

Beim Befall der Lunge kommt es in den meisten Fällen zur schweren Atemnot. Wenn sich die Beschwerden nach wenigen Tagen nicht legen, suchen Sie einen Arzt auf, um sie abzuklären.

Pilzdiagnostik mittels körperlicher Untersuchung

Der nächste Schritt bei Verdacht auf eine Pilzerkrankung ist die körperliche Untersuchung. Damit lässt sich eine oberflächliche Infektion gut diagnostizieren. Hierbei schaut sich der Arzt, in der Regel ein Dermatologe, die betroffene Stelle genau an.

Anhand von typischen Symptomen kann er oft schon den Erreger der Pilzerkrankung genauer eingrenzen. So sind zum Beispiel bei der oropharyngealen Candidose gelb- weißliche Beläge auf der Schleimhaut im Mund und im Rachen zu erkennen.

Bei einer systemischen Pilzerkrankung gestaltet sich die Untersuchung wesentlich schwieriger. Kurz nach dem Einnisten des Erregers ist die systemische Infektion kaum von einer bakteriellen Infektion zu unterscheiden. Dies führt häufig zu Fehldiagnosen und zu einem verspäteten Behandlungsbeginn.

In selten Fällen kann der Patient aufgrund einer falschen Einschätzung des Arztes sogar an der Pilzerkrankung sterben. Das macht die frühzeitige Diagnose einer systemischen Infektion zu einer Herausforderung.

Für die Diagnose einer systemischen Pilzerkrankung bieten sich bildgebende Verfahren an. Eine Computertomographie (CT) der Lunge oder des Gehirns können hier vorliegende Pilzerkrankungen zeigen.

Mikroskopischer Nachweis des Pilzerregers

Nicht bei jeder Pilzerkrankung ist dieser Schritt erforderlich. Bei unklarer Diagnose ist jedoch die Identifizierung des genauen Erregers sehr wichtig für die Behandlung.

Der mikroskopische Nachweis eines Pilzerregers beinhaltet zunächst die Bestätigung, dass überhaupt eine Pilzerkrankung vorliegt. Unter dem Mikroskop lässt sich erkennen, ob ein Pilz oder eine andere Erkrankung die Symptome verursacht.

Danach erfolgt die Identifizierung des vorliegenden Erregers. So kann der Arzt das Medikament genau auf diese Pilzinfektion abstimmen.

Für die mikroskopische Untersuchung entnimmt der Arzt eine Gewebeprobe aus dem betroffenen Bereich. Diese wird danach im Labor mit dem Mikroskop untersucht.

Oftmals ist für die Erregeridentifizierung die Anzucht einer Pilzkultur aus der Probe notwendig. Damit lässt sich nach einigen Tagen bis mehreren Wochen genau bestimmen, welcher Erreger die Infektion verursacht hat.

Beim medizinischen Erregernachweis unterscheidet man zwischen den Pilzgattungen der

  • Dermatophyten (Fadenpilze),
  • Hefepilze und
  • Schimmelpilze.

Entnahme einer Gewebeprobe für den mikroskopischen Nachweis

Der Erregernachweis mittels Mikroskop und Anzucht einer Pilzkultur liefert genaue Ergebnisse. Das sind die Standardmethoden der Pilzdiagnostik.

Mittlerweise ist zusätzlich noch ein molekularbiologischer Erregernachweis möglich. Dabei identifiziert man spezifische Genabschnitte des jeweiligen Pilztyps. Das ist jedoch sehr kostenintensiv und gehört daher bisher nicht zu den Verfahren der Routinediagnostik.

Ein direkter Erregernachweis bei einem Pilzinfektionsverdacht mit Befall der Oberhaut, Nägel oder Haare erfolgt mittels einer Probe. Diese wird steril entnommen, zum Beispiel mit einem Holzspatel.

Wenn der Pilz auf der Haut angesiedelt ist, muss die Probe aus dem Randbereich des Befalls genommen werden. Nur hier sind in der Regel lebende Pilze zu finden. Diese liefern das sicherste Probenmaterial für einen erfolgreichen Erregernachweis. Bei einem möglichen Nagelpilz wird das Probenmaterial auch unter dem Nagel genommen, da hier das Auftreten lebender Pilze am wahrscheinlichsten ist.

Für die Entnahme kann eine Ringkürette genutzt werden. Das ist ein zangenartiges Instrument für die Entnahme von Gewebeproben.

Sind behaarte Hautabschnitte von einer Mykose betroffen, benötigt der Mediziner Haare inklusive der Haarwurzel. Mit einer Pinzette zieht er einige Haare aus dem betroffenen Bereich. Die Pilze vermehren sich im Haarbalg. Bei nur abgeschnittenen Haaren ergibt sich oft kein lebendes und damit brauchbares Probenmaterial für einen Erregernachweis.

Erregernachweis mittels Mikroskop

Danach wird das entnommene Probenmaterial auf einen Objektträger mit Kalilauge (15 bis 20 Prozent) gegeben. Kalilauge ist eine stark alkalische, ätzende, wässrige Lösung von Kaliumhydroxid. Sie löst die Pilzerreger innerhalb von etwa 30 Minuten aus der Probe, etwa einer Hautschuppe, heraus.

Das Probenmaterial sollte generell feucht gelagert werden, damit es nicht zu einer Bildung von Kristallen kommt. Kristalle würden den Erregernachweis erschweren oder unmöglich machen.

Bei der Erregerbestimmung wird zunächst mit einer 100-fachen Vergrößerung gearbeitet. Erst nach gründlicher Durchmusterung wird eine 400-fache Vergrößerung angewendet. Bei dieser Vergrößerung lassen sich

  • Pilzfäden (Hyphen) oder
  • Sporen (einzellige Vermehrungsform der Pilze)

erkennen. Sind diese vorhanden, ist sicher, dass eine Pilzerkrankung vorliegt.

Die Hyphen oder Sporen kann man zudem noch anfärben. Das vereinfacht den Erregernachweis. Hierzu wird der Kalilauge Methylenblau als Farbstoff zugesetzt.

Auch der Einsatz von Fluoreszenzfarbstoffen in Kombination mit einem Fluoreszenzmikroskop ist möglich. Nach Anfärbung einer Probe mit einem fluoreszierenden Farbstoff wird diese mit Licht einer bestimmten Wellenlänge bestrahlt. Dadurch beginnen die Erreger selbst Licht abzugeben.

Im Mikroskop werden spezielle Filter genutzt, durch die man nur das von der Probe abgestrahlte Licht sehen kann. Dessen Muster lässt sich für einen Erregernachweis nutzen.

Die mikroskopische Untersuchung der Probe kann aber noch nicht die Art oder Gattung des Erregers bestimmen. Dazu ist die Anlage einer Pilzkultur notwendig.

Erregernachweis durch Pilzkulturen

Für eine Pilzkultur wird Material aus der Gewebeprobe auf Agarplatten angezüchtet. Das sind nährstoffhaltige Gelplatten aus Algenextrakten.

Für einen eindeutigen Erregernachweis ist eine saubere Anzucht ohne Fremderreger wie Bakterien, Hefe- oder Schimmelpilze nötig. Dazu werden Hemmstoffe verwendet und die Laborumgebung sollte steril sein.

Zum Teil werden auf den Agarplatten auch Farbstoffe aufgebracht. Sie zeigen spezifische Stoffwechselprodukte einzelner Pilzarten durch Färbung an. Dementsprechend können sie auch als Erregernachweis verwendet werden.

Die Proben müssen zwei bis drei Wochen bei 28 bis 30 Grad bebrütet werden. Nur bei sogenannten Flüssigkulturen reichen meist circa drei Tage bei 37 Grad für die Erregerbestimmung aus.

Dann haben sich die Pilzkulturen so weit entwickelt, dass ein Erregernachweis unter dem Mikroskop möglich wird. Der Pathologe beurteilt dazu das Aussehen der Kultur. Bestimmte Wachstumsmerkmale der Probe grenzen die möglichen Erreger bereits ein.

Pilzkultur
Mittels Pilzkultur lässt sich der Pilzerreger genau bestimmen © luchschenF | AdobeStock

Der eigentliche Erregernachweis erfolgt unter dem Mikroskop.

Hat sich die Probenkultur nach zwei bis drei Wochen weit genug entwickelt, erfolgt neben einer Beurteilung ihres Aussehens der eigentliche Erregernachweis unter dem Mikroskop.

Hierzu wird ein Teil der angezüchteten Dermatophytenkultur abgelöst und auf einen mit Färbelösung versehenen Objektträger aufgebracht. Zur Färbung der Probe wird meist Methylenblau verwendet.

Die spezifische Anordnung der Pilzfäden, Fruchtkörper und Sporen ermöglicht dann die Artbestimmung.

Vorteil der Pilzkultur ist auch, dass sich an ihr Therapieoptionen testen lassen. So lässt sich die Wirkung eines Medikaments prüfen, ohne dass der Patient das Medikament bereits einnehmen muss.

Überbrückung der Wartezeit

Eine endgültige Erregerbestimmung kann durch die Anzucht einer Pilzkultur mehrere Wochen dauern. 

Bei einer systemischen Mykose ist jedoch schnelles Handeln nötig, damit sich der Erreger nicht weiter ausbreitet. Deswegen erfolgt oft schon Behandlung mit Antimykotika, obwohl die Erregerbestimmung noch nicht abgeschlossen ist.

Zum Einsatz kommen dann meistens Breitbandantimykotika. Diese bekämpfen nicht nur einen Erreger, sondern gleich mehrere. Dennoch kann es sein, dass die Behandlung nicht anschlägt, da der spezifische Erreger nicht erfasst wird.

Eine frühzeitige Pilzdiagnostik und die Anlage einer Pilzkultur ist daher von großer Bedeutung.

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